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camp2023-57102-deu-Fiiiiieeeep_Mic-Training_fuer_Speaker_innen_opus.txt
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[Musik]
Ja, hallo liebe Menschen auf dem Marktplatz des Chaos Communication Camp 2023.
Vier lange Jahre des Wartens sind rum und das Camp hat die Pandemie elegant umschifft.
Wir sind wieder hier im Ziegelei Park. Ich bin Trummerschlunk und dieses sozusagen ein Meta-Talk,
weil es darum geht, die Message anderer Talks besser bei den Zuhörnenden ankommen zu lassen.
Am Sound soll es doch bitte nicht liegen, dass eure wichtigen Inhalte kein Gehör finden.
Ich bin Musikproduzent und Tonmeister und möchte euch heute erklären,
wie Mensch ein Mikrofon am besten auf einer Bühne hält.
[Jubel]
Den hatte ich da nicht erwartet, aber das ist sehr freundlich. Vielen Dank.
Um es kurz zu machen, seht ihr das auf den Screens?
Okay, das wäre natürlich hilfreich, aber gut, dann mache ich euch das einfach vor.
Das ist eine wunderbare Position für ein Mikrofon und damit passt das eigentlich auch schon.
Vielen Dank. Danke sehr.
Na ja, Spaß beiseite. Es gibt drei einfache Schritte für einen guten Vocal Sound mit einem Handmikrofon
und die möchte ich euch jetzt nahebringen.
Der erste Schritt heißt bei mir, nimm das Mikrofon an seinem Griff.
Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen einfach, aber man sieht doch immer wieder sehr interessante Varianten, wie Menschen Mikrofone halten.
Die Klassiker. Man soll das Mikrofon bitte nicht wirken,
denn wenn man das Mikrofon an seinem Hals wirkt, klingt es gleich ganz anders
und nicht mehr so schön im Vergleich zu so, falls ihr das jetzt gehört habt.
Hoffe ich nämlich.
Das Mikrofon möchte auch nicht zugehalten werden, außer vielleicht man ist ein Rapstar.
Das klingt dann nämlich so. Und wenn ihr jetzt Angst bekommen habt, ich würde hier rappen.
Not gonna happen.
Auch sehe ich oft, dass Sprecher*innen das Mikrofon sehr weit unten halten.
Das ist jetzt hier momentan kein allzu großes Problem, aber bei Funkmikrofonen wohnt da meistens die Antenne.
Und die möchte auch nicht verdeckt werden.
Das Mikrofon ist auch kein Sektglas, leider.
Wenn man es mit zwei Fingern hält, kann es leicht zu Boden fallen und kaputt gehen.
Deshalb, hier seht ihr die Folien wahrscheinlich immer noch nicht.
Ah doch, sie kommen mittlerweile. Gut. Deshalb weiterhin so.
Der zweite Schritt heißt "Komm näher". Zwei bis drei Finger.
Eine gute Distanz zum Mikrofon vom Mund sind etwa zwei bis drei Finger.
Und hier gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten etwas falsch zu machen.
Zu nah.
Da kommen dann so komische Pop-Pop-Pop und Explosivlaute, die so ein bisschen "pff" wumpfig klingen.
Das wollen wir nicht.
Außerdem sollte man fremde Mikros schon rein aus Hygienegründen nicht unbedingt gleich knutschen.
Die zweite Möglichkeit mit der Distanz falsch zu liegen ist, glaube ich, selbsterklärend.
Denn ab einer gewissen Lautstärke werdet ihr mich jetzt wahrscheinlich nicht mehr sonderlich gut verstehen.
Deswegen zwei bis drei Finger Abstand vom Mund. Das ist eine gute Distanz für ein Mikrofon.
Schritt drei und auch schon der letzte Schritt heißt "Ziele auf deinen Mund".
Handmikrofone sind meist gerichtet und nehmen die Maximal-Lautstärke frontal auf.
Und wenn man das auch noch so aus einem 45 Grad Winkel macht, dann sieht man auch noch den Großteil des Gesichts, was ja vielleicht auch ganz förderlich ist.
Und auch hier haben wir eine Illustrerunde der Klassiker der Fails.
Das Mikro ist kein Waffeleis.
Die Waffeleis-Technik hört das Mikrofon nur noch die Hälfte der Lautstärke.
So klingt es von vorne besprochen und so klingt das Mikro von der Seite besprochen.
Zudem sollte man das Mikrofon nicht mit einem Stethoskop verwechseln.
Vor der Brust ist also auch kein idealer Ort für ein Mikrofon, da es dort zu weit weg vom Mund ist.
Könnte man jetzt auch noch mal demonstrieren, aber da hört ihr mich dann sowieso nicht mehr.
Und ein schöner Fail auch noch als Zeigestab, nämlich auf dem Monitor.
Da hört ihr mich dann natürlich auch nicht mehr, wenn das als Zeigestab oder zum wilden Gestikulieren benutzt wird.
Deshalb halten wir das Mikro weiterhin genau so.
So, jetzt haben wir also einen ziemlich guten Vocalsound in drei Schritten bekommen.
Aber was tun, wenn es trotzdem pfeift?
Feedbacks, dieses unangenehme Pfeifen in hoher Lautstärke entstehen, wenn eine Rückkopplungsschleife zwischen Mikrofon und den Lautsprechern entsteht
und das Signal immer weiter verstärkt wird, zum Beispiel durch zu hohe Verstärkung oder durch falsche Handhabung des Mikrofons.
Das beste Mittel gegen Feedbacks ist, ihr werdet es schon ahnen, eine ordentliche Mikrofonhandhabung, wie wir sie eben durchgegangen sind.
Das Einzige, was Sprecher*innen gegen Feedback selbst tun können, ist ein konsistentes, lautes Signal zu liefern, damit die Tontechnik das Mikrofon leiser regeln kann.
Und zu Feedbacks gibt es noch ein paar Do's und ein paar Don'ts.
Wenn es Feedback, Mikrofonhaltung korrigieren, wieder so zwei Finger zielen, die ganze Sache, gegebenenfalls lauter sprechen, das hilft auch,
und die Distanz zu den Lautsprechern vergrößern.
Wenn es jetzt hier fiepen würde, hier vor mir stehen so Monitor-Lautsprecher, dann würde ich, wenn es rückkoppelt, einfach vielleicht ein bisschen weiter von denen weggehen,
dann hätte man nicht mehr so arg das Problem.
Kontraproduktiv, wenn es fiept und koppelt, ist es leiser zu sprechen oder das Mikro weiter wegzuhalten.
Denn dann muss natürlich die Technik das Mikro noch viel lauter drehen.
Mikro zuhalten ist auch ganz schlecht. Die Rap-Variante, das kann man wahrscheinlich sogar provozieren hier, und schon koppelt es.
Mit dem Mikro auf den Boden zielen, weil man sagt so "Ach nein, ich möchte..."
Keine Rückkopplung ist natürlich auch schlecht, weil genau da natürlich die Lautsprecher stehen und da wollen wir das Mikro natürlich auch nicht haben, wenn es koppelt.
So, damit haben wir das eigentlich alles schon, aber wir fragen uns, was ist denn eigentlich mit diesen Headsets?
Darum geht es zwar jetzt eigentlich hier nicht primär, aber ich möchte es dazu sagen, wir lieben Headsets und wir würden sie einem Handmikrofon immer vorziehen.
Die haben den Vorteil, dass Speaker*innen wenig falsch machen können damit und dass man die Hände frei hat.
Falls ihr also die Wahl habt und man euch auf eine Bühne schickt und fragt "Möchtet ihr lieber ein Handmikro oder ein Headset?", dann wählt ihr wahrscheinlich am besten immer ein Headset.
Und der Vollständigkeit halber gibt es auch noch manchmal dieses Ding, das nennt sich ein Anstecker oder ein Lavalier Mikrofon. Die sind nun überhaupt nicht für den Bühnenbetrieb geeignet.
Also wenn euch jemand so was andrehen möchte für eine Live-Situation, dann lehnt das bitte ab, denn die sind einfach viel zu weit weg, weil sie irgendwo hier am Revier stecken.
So, und das war es dann auch schon wieder.
Ha, naja, nicht ganz, denn wir wären ja nicht auf dem Chaos-Communication-Camp, wenn uns nicht auch die Theorie hinter den Dingen ein wenig interessieren würde.
Also, was macht einen guten Vocal Sound aus?
Wichtig ist in erster Linie die Sprachverständlichkeit.
Der Klang sollte nicht von den Inhalten ablenken, zum Beispiel durch Störgeräusche wie Pops oder Feedbacks, und der Klang sollte natürlich bestenfalls die Präsenz der Speaker*innen unterstützen.
Und wie kommt man dahin?
Direktschall versus Diffusschall.
Wir wollen möglichst viel Direktschall, also das gesprochene Wort, und möglichst wenig Diffusschall, wie andere Schallquellen oder Reflektionen. Das erhöht dann die Sprachverständlichkeit.
Wir wollen keine Pops und keine Feedbacks durch die richtige Positionierung des Mikrophones.
Und dann gibt es dann noch dieses Ding, das nennt sich der Nahbesprechungseffekt oder der Proximity-Effekt, und den schauen wir uns später nochmal kurz an.
So, jetzt der "Was steckt dahinter"-Review zu den drei Schritten zum guten Vocal Sound.
Review 1. Man nimmt das Mikrofon an seinem Griff, denn der Frequenzgang und damit der Klang des Mikrophones ändern sich, wenn die Hand zu nah an der Kapsel des Mikrophones ist.
Das hatte ich vorher schon demonstriert, oder so hatte ich es auch schon demonstriert.
Review 2. Nah ist gut, denn die wahrgenommene Lautstärke verringert sich mit dem Quadrat der Distanz zur Schallquelle. Das heißt, dass sich die Lautstärke des gesprochenen Wortes schon bei einem leicht vergrößerten Abstand extrem verringert.
Kleine Änderung, große Wirkung sozusagen. Kleine Änderung, große Wirkung.
Und dann gibt es dann noch diesen Nahbesprechungseffekt, den alle gerichteten Mikrofone haben.
Kurz zusammengefasst, klingt eine nah am Mikrofon positionierte Schallquelle immer etwas satter und wärmer als eine Schallquelle, die weiter weg vom Mikrofon positioniert ist.
Und eine warme und voll klingende Stimme wird auf der Bühne immer mehr Präsenz haben als eine dünne und etwas schwach klingende Stimme.
Bei einer Entfernung von ungefähr zwei bis drei Fingern vom Mund ist das eine genau richtige Position. Da hat man schon ein bisschen Nahbesprechungseffekt und damit solltet ihr auf der sicheren Seite sein.
Review 3. Warum es wichtig ist, gut zu zielen. Die meisten Handmikrofone haben eine sogenannte Nierenricht-Charakteristik.
Frontal nehmen die 100 Prozent des Schalls auf. Von der Seite besprochen nur noch 6 dB weniger, was der Hälfte der wahrgenommenen Lautstärke entspricht.
Aus exakt der Gegenachse würde das Mikrofon gar nichts aufnehmen. Ich habe das vorhin schon mal demonstriert, würde das aber nochmal machen. So ist es 100 Prozent von vorne. So klingt das von der Seite.
Und so klingt das, wenn ich das Mikro genau in der Gegenachse bestreiche.
So sieht das dann auch nochmal in einer schönen 3D-Zeichnung aus, die ich geklaut habe.
Und jetzt war es das tatsächlich wirklich. Ich bedanke mich fürs Zuhören.
Ich wünsche euch spannende und vor allem sehr verständliche Talks auf dem Chaos Communication Camp 2023.
Vielen Dank. Zudem werde ich hier gleich eine kleine Teststation aufbauen. Wenn also jemand ein Mikro mal auf dem Kopfhörer hören möchte oder das mal für sich selbst ausprobieren möchte, dann stehe ich da und dann können wir das zusammen machen. Bis dann. Tschüss.
[Applaus]
[Musik]